Samuel Salzborn

Kollektive Unschuld

Die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern

Language: German
136 pages, softcover with (fold-in) flaps
0 illustrations
ISBN: 978-3-95565-359-0
Publication date: 2020
17.00 €

Das Buch zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkrieges (8. Mai 1945/2020)

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Shoah galt lange als bundesdeutsche Erfolgsgeschichte. Dieses Image beginnt mit der zunehmenden Rechtsradikalisierung in Politik und Gesellschaft mehr und mehr zu bröckeln. Das vorliegende Buch zeigt, dass in diesem bundesdeutschen Selbstbild immer schon die Geschichte der Schuld- und Erinnerungsabwehr, der Täter-Opfer-Umkehr, der Selbststilisierung als Opfer und der antisemitischen Projektion ausgeblendet wurde. Eine (selbst-)kritische Aufarbeitung der Vergangenheit hat auch 75 Jahre nach der Niederschlagung des Nationalsozialismus auf gesellschaftlicher Ebene kaum stattgefunden: durch die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern manifestiert sich vielmehr ein Selbstbild, das um den Mythos kollektiver Unschuld kreist. 

Inhalt
Schuld, Erinnerung und Abwehr
Bestrafung und Versöhnung in Politik und Justiz: Zwischen partieller Aufarbeitung und genereller Selbstentlastung
Kultur und Alltagskultur: die Shoah in Film und Literatur
Gesellschaftliche Selbstfindungen: Antisemitische Schuldabwehr
Dethematisierungen der Shoah und ihrer Täter/innen: der deutsche Opfermythos
Die schleichende Nivellierung der Erinnerung

Essay des Autors "Die Lüge von der Aufarbeitung" im SPIEGEL vom 6. März 2020

„Es ist nicht weniger als die größte Lebenslüge der Bundesrepublik: der Glaube an eine tatsächliche
Aufarbeitung der Vergangenheit. Dabei hält eine kleine, gebildete, linksliberale Elite etwas für ein gesellschaftliches Phänomen, das zwar im intellektuellen Diskurs tatsächlich existiert, aber im gesamtgesellschaftlichen Raum nur rudimentär verankert ist – und, im Gegenteil, heute hartnäckiger denn je abgewehrt wird: die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, der Abschied vom eigenen Opfermythos und die Auseinandersetzung mit der antisemitischen Täterschaft in so gut wie allen Familiengeschichten der Bundesrepublik."


Samuel Salzborn

geboren 1977 in Hannover, ist Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus und Honorarprofessor für Politikwissenschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin.

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