Dorfansicht mit Nazis
280 Seiten, Klappenbroschur
0 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-647-8
Erschienen: 2024
24,90 €
Peter Kern erzählt von einer Kindheit in den 1960er Jahren. Er beschreibt in eindrücklichen Szenen eine dörfliche Welt, die es heute nicht mehr gibt: die Kirmes mit Schießstand, Autoscooter und Schiffsschaukel, die Werkstätten und Läden der Bäcker, Schmiede und Schuster, die Kirchgänge, die das Dorf umgebenden Wälder. Ein Stück Heimatgeschichte im Land der Täter. Und der Landstrich ist alt. Vor zweitausend Jahren kamen die Römer und mit ihnen siedelten sich die Juden an. Die Nazis haben das jüdische Leben ausgelöscht. Dem Führer war der erste „judenfreie Gau“ zu vermelden. Der Schullehrer des Dorfs, aufgestiegen zum Gauleiter, hatte ganze Arbeit geleistet. Er wurde von den Dorfbewohnern sehr bewundert, aber später war es opportun, dies zu vergessen. Wie die Namen der ermordeten jüdischen Nachbarn. Was im Stil einer unschuldig erzählten Kindheit beginnt, endet als Aufklärung über das Verbrechen.
„Eine im weitesten Sinne autobiographisch gerahmte Studie, die in authentisch geschilderten Spuren über einen weithin vergessenen Personenkreis von Opfern der nationalsozialistischen Gewaltpolitik informiert: das pfälzische Landjudentum.“ Micha Brumlik
"Peter Kern erzählt von einer Kindheit in den 1960er Jahren. Er beschreibt in eindrücklichen Szenen eine dörfliche Welt, die es heute nicht mehr gibt: die Kirmes mit Schießstand, Autoscooter und Schiffsschaukel, die Werkstätten und Läden der Bäcker, Schmiede und Schuster, die Kirchgänge, die das Dorf umgebenden Wälder. Ein Stück Heimatgeschichte im Land der Täter. Und der Landstrich ist alt. Vor zweitausend Jahren kamen die Römer und mit ihnen siedelten sich die Juden an." Imprint: Hagalil, 24. Juni 2024
"Peter Kerns 'Dorfansicht' rekonstruiert einen Alltag der fünfziger Jahre, als das Dorf seine Bewohner noch mit vielfältigem Handwerk versorgte, während kaum ein Auto vor der Türe stand. Einen Alltag, der geprägt war von Gewohn- wie Gewissheiten, gebunden vom Kitt des Glaubens, von Geist und Praxis der Religion, hier der katholischen, manifestiert in der Kirche, dem höchsten Gebäude mit Glocken im Turm, um die Stunde zu schlagen, die Residenz des Pfarrers, neben dem Bürgermeister die unbedingte Respektsperson." Johannes Winter, TEXTOR, 9. Juli 2024
"Mit seinem neuen Buch gelingt Peter Kern gleich zweierlei: die dichte Beschreibung einer Kindheit und Jugend in der südwestdeutschen Provinz und eine Studie über die weithin vergessene jüdische Geschichte in dieser Region." Kontext Wochenzeitung, 10. Juli 2024
"Dörfliche Idylle in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber wo sind die Juden? Der Autor Peter Kern begibt sich zurück in seine Kindheit und sucht nach Spuren des beispiellosen Verbrechens." taz, 25. Juli 2024
"Warum soll man nun ausgerechnet Peter Kerns 'Dorfansicht mit Nazis' lesen? Weil dessen Blick in die Vergangenheit, so persönlich sie auch sein mag, geradezu exemplarisch die Gesellschaft eines tief katholisch geprägten Dorfes in der Südwestpfalz schildert. Weil der Autor dabei eine Distanz bewahrt, die auch die eigenen Abwege nicht ausspart." Die Rheinpfalz, 17. August 2024
"Kern schreibt eine deutsche Familiengeschichte aus der Perspektive der Kinder, die zugleich eine der Täter und der Opfer ist. Dass diese nicht durchgängig einem Roman oder einer zugespitzten Fiktion folgt, hat ihren guten Grund. Das Punktum der Lektüre, wie Roland Barthes es nennt, wenn ein Leser persönlich von einem Bild oder einer Geschichte betroffen wird, durchschlägt die formalen literarischen Kategorien. Dazu kann man sich als Leser, zumal wenn man zur selben Generation wie der Autor gehört, nicht neutral verhalten. Man gerät bei der Lektüre in die Affektion und wird zwischen Nähe und Distanz hin und her geschleudert." Wolfgang Bock, Glanz & Elend, 20. August 2024
"'Dorfansicht mit Nazis' – konträrer könnte der Titel des Buches von Peter Kern kaum sein. Hier Idylle, dort die dunkle Seite der Nazizeit. 'Der Junge' erlebt im ersten Teil als Nachkriegskind das pfälzische Dorf Rodalben mit seinen Bewohnern. Im zweiten Teil bricht der Jugendliche in die politische Szene der Nachbarstadt aus. Erst im dritten Teil beginnt 'der Mann' der Geschichte der Juden in seinem Dorf nachzuspüren. Dabei entdeckt er einiges, was ihn zwischen Scham und Aufklärungswillen schwanken lässt." Interview mit Peter Kern, Wetterauer Zeitung, 30. August 2024
"Als Kind hörte ich die Erwachsenen eher abfällig von 'de Judd' reden, konnte das aber nicht einordnen. Was ich später bemerkte, war eine depressive Stimmung der Eltern. Ich dachte, vielleicht weil sie Angehörige verloren hatten oder weil sie einfach nicht an die Geschehnisse erinnert werden wollten. Im ganzen Dorf redete niemand darüber, was während der Nazi-Zeit geschehen war." Interview mit Peter Kern, Frankfurter Neue Presse, 30. August 2024
"Mit dem Buch gelingt Kern zweierlei: die sehr dichte Beschreibung einer Kindheit und Jugend in den 1960er und frühen 1970er Jahren in der südwestdeutschen Provinz sowie eine Studie über die weithin vergessene jüdische Geschichte in dieser Region." Peter Nowak, Neues Deutschland, 30. August 2024
"Die scheinbare dörfliche Idylle war auch der Ort, wo die Juden entrechtet, beraubt und oft in die Vernichtungslager deportiert wurden. Das hat Peter Kern in seinem Anti-Heimat-Roman beschrieben." Peter Nowak, kritisch-lesen.de, 15. Oktober 2024