Thomas L. Gertzen (Hg.), Julius H. Schoeps (Hg.)

Grenzgänger

Jüdische Wissenschaftler, Träumer und Abenteurer zwischen Orient und Okzident

Sprache: Deutsch
422 Seiten, Klappenbroschur
66 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-375-0
Erschienen: 2020
35,00 €

Die Beziehung aschkenasischer Juden zum Orient ist spannungsgeladen. Spätestens ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeutete „Orient“ ein fremdkulturelles Konzept, gegen das man sich abgrenzen wollte. Man versuchte, der zunehmenden Ausgrenzung mittels jenes Orientalismus, der oft den europäischen „Osten“ einschloss, entgegenzutreten. Die Reaktionen reichten von der Besiedelung der neuen/alten Heimat über die Vermittlung zwischen „Ost“ und „West“ bis hin zum Aufgehen in der Welt des Islam. Mit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 änderte sich die Grundlage dieses Verhältnisses zwischen Orient und Okzident, in dem Juden bis heute eine Sonderstellung einnehmen. Der Band beleuchtet dieses Verhältnis anhand ausgesuchter Einzelbiographien.

Inhalt
Die Alten Ägypter zum Leben erwecken. Georg Ebers (1837–1898). Herodot und die Weltoffenheit eines Orientalisten im 19. Jahrhundert, Suzanne Marchand | Otto Rubensohn (1867–1964). Der Auftrag: griechisch-literarische Papyri aus Ägypten, Josefine Kuckertz | Bruno Güterbock (1858–1940). Drei Jahrzehnte im Dienst der Deutschen Orient-Gesellschaft / Hans Gustav Güterbock (1908–2000). Auf den Spuren der Hethiter, Peter Raulwing | Ludwig Borchardt (1863–1938). Ägyptologe, Bauforscher und Bürger, Susanne Voss | Auf den Spuren Arnold Mendelssohns (1817–1854). Ferdinand Lassalle, die Flucht aus der Heimat und ein unstetes Wanderleben im Vorderen Orient, Julius H. Schoeps | Das Midian-Projekt. Paul Friedmann (1840–ca. 1911) und sein Traum von einem Judenstaat auf der arabischen Halbinsel, Julius H. Schoeps | „Wüstenwanderer“ gegen „Wolkenpolitiker“. Die Pressefehde zwischen Eduard Glaser (1855–1908) und Theodor Herzl, Peter Rohrbacher | Wenn Ihr wollt, ist es kein Märchen. Theodor Herzls (1860–1904) Palästina-Reise und die Vision des Judenstaates in seinem Roman „Altneuland“, Julius H. Schoeps | Imaginationen eines jüdischen Orients. Der Grafiker Ephraim Moses Lilien (1874–1925) in Palästina, Dirk Heißerer | Jugendstil, „Judenstil“ und Alter Orient. Die Moses-Darstellungen von E. M. Lilien, Thomas L. Gertzen | Berühmt und vergessen zugleich. Hedwig Fechheimer (1871–1942), Sylvia Peuckert | Alexander Baerwald (1877–1930). Zwischen Preußentum und Zionismus, Ita Heinze-Greenberg | Richard A. Bermann alias Arnold Höllriegel (1883–1939). Der Chronist auf der Suche nach der Romantik des Orients, Ernst Czerny | Simon von Geldern (1720–1788). Der Morgenländer, Joseph A. Kruse | Max Meyerhof (1874–1945). Augenarzt und Orientalist in Kairo, Isolde Lehnert | Die Islamwissenschaftlerin Hedwig Klein (1911–1942?). Eine jüdische Übersetzungshilfe für Hitlers „Mein Kampf“ – ihr Beitrag für das Arabische Wörterbuch von Hans Wehr, Elke-Vera Kotowski | Leopold Weiss, Muhammad Asad (1900–1992). Übersetzer des Korans, Thomas L. Gertzen

Thomas L. Gertzen

Dr., geboren 1981, ist Ägyptologe und Wissenschaftshistoriker und forscht am Moses Mendelssohn Zentrum in Potsdam zu Judentum und konfessionellen Konflikten in der Geschichte der Altorientalistik.

Julius H. Schoeps

ist Historiker und Politikwissenschaftler. Er war Professor für Politische Wissenschaft und Direktor des Salomon Ludwig Steinheim Instituts für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg; Professor für Neuere Geschichte (Schwerpunkt deutsch-jüdische Geschichte) an der Universität Potsdam; zahlreiche Gastprofessuren in den USA, Israel, Großbritannien und weiteren europäischen Ländern. Gründungsdirektor des Jüdischen Museums der Stadt Wien und des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam. Zahlreiche Veröffentlichungen bei Hentrich & Hentrich.

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