Janin Afken (Hg.), Liesa Hellmann (Hg.)

Queere jüdische Gedichte und Geschichten

in homosexuellen Zeitschriften zwischen 1900 und 1932

Sprache: Deutsch
238 Seiten, Broschur
14 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-614-0
Erschienen: 2024
24,90 €

In der Kaiserzeit und Weimarer Republik entstand die erste queere Subkultur der Welt und mit ihr eine diverse Zeitschriftenkultur, die eine nie dagewesene Fülle an queerer Literatur hervorbrachte. Jüdische Aktivist:innen, Schriftsteller:innen und Ärzt:innen prägten die homosexuelle Emanzipationsbewegung maßgeblich. Doch in den queeren Zeitschriften sind direkte Bezüge zu jüdisch-queerem Leben auffallend selten. Stets von Zensur bedroht, etablierten sich Codes wie die Farbe Lila, das Veilchen, der Freund und die Freundin, um tabuisierte und kriminalisierte Liebe zu erzählen. Auch Bezüge zum Judentum und Jüdischsein entfalteten sich oft nur in Andeutungen und Symbolen. Mal treten die biblischen Gestalten Esther, Joseph und Ruth als Vorfahr:innen queerer Lebensentwürfe auf, mal folgen die Geschichten ihren Protagonist:innen in die Bars, Fabriken und auch Synagogen der modernen Metropole Berlin. 

Die Anthologie versammelt erstmals eine Bandbreite an Texten aus homosexuellen Zeitschriften, die zwischen 1900 und 1932 erschienen und das Verhältnis von Queerness und Jüdischsein in den Blick nehmen. Die Geschichten, Gedichte und Artikel erzählen von Aushandlungsprozessen innerhalb der Bewegung, von den Bedrohungen durch eine von Homophobie und Antisemitismus geprägte Gesellschaft, aber immer auch von den utopischen Räumen, die Literatur zu schaffen vermag.



Janin Afken

studierte deutsche Literatur und Gender Studies an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie promovierte 2022 zu Eigenzeiten in der lesbisch*feministischen Literatur der BRD und DDR in den 1970er und frühen 1980er Jahren im Rahmen des Projekts Cruising the 1970s: Unearthing Pre-HIV/AIDS Queer Sexual Cultures (2016–2019). In ihrem zweiten Buch befasst sie sich mit den diskursiven Verstrickungen von Lesbianism und Jewishness in literarischen Darstellungen der Figur Ruth, Esther und Erika in der Weimarer Republik.
Derzeit forscht sie in dem Projekt Queer Reading – eine Methodologie sowie in dem Projekt Queer Theory in Transit. Reception, Translation, and Production of Queer Theory in Polish and German Contexts.

Liesa Hellmann

studierte deutsche Literatur und Gender Studies an der Humboldt-Universität zu Berlin (2012–2018). Nach einem journalistischen Volontariat ist sie seit 2020 wissenschaftliche Mitarbeiter*in an der Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität der Humboldt-Universität, zunächst im Projekt Jewish Homosexual Modernism in the German speaking World and Mandatory Palestine/Israel (1890–1945), seit Mai 2023 im Projekt Queer Reading – eine Methodologie: Deutsche Literatur im Zeitalter des Paragraphen 175. In ihrer Dissertation erforscht sie die ästhetischen Dimensionen der literarischen Ko-Konstruktion von Jüdischsein und Sexualität in den Zeitschriften der ersten queeren Emanzipationsbewegung (1890–1933).

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